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Burg Thurant - Baumaßnahmen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

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[Rheinische Heimatpflege - 47. Jahrgang - 2/2010, Seite 117:]

 

[Abb. 11: Der Lastenaufzug in Funktion - allerdings für Besucher]

Mayen finden. Ewald ließ sich durch ein päpstliches Schreiben vom 4.3.1907 die Aufstellung dieses Altares bestätigen und das Recht, in dieser Kapelle die Messe lesen zu lassen. Nach der Übernahme der Burg durch Robert Allmers wurde eine neue Kapelle auf der Ostseite der Burg eingerichtet. Da Robert Allmers der evangelischen Konfession angehörte, wurde das Recht zur Feier der Messe nicht auf die neue Kapelle übertragen.
Von Laufenberg ließ zur Versorgung der Burg verschiedene technische Einrichtungen anlegen: Wasser aus eigener Quelle wurde mittels einer Pumpstation auf die Burg geleitet. Ebenso war eine Kanalisation installiert. Eine Art technisches Wunderwerk war der elektrisch betriebene Lastenaufzug zur Burg: An einem schräg gespannten Seil wurde ein Lastenkorb zur Burg gezogen. Dies war sowohl zum Baubetrieb wie auch zur täglichen Versorgung mit Gütern eine besondere Hilfe. Doch konnte man damit zum Vergnügen der Gäste auch Personen nach oben befördern.
Wilhelm Ewald und seine Frau führten ein offenes Haus und empfingen auf Burg Thurant viele Gaste. Es muss ein munteres Treiben gewesen sein, das sich in den Eintragungen des heute noch erhaltenen Gästebuches widerspiegelt, eine bunte Mischung aus Juristen, Historikern und Theologen, Familienangehörigen und Freundinnen aus Maria Ewalds Zeit in einem französischen Pensionat. Einer der ersten Gäste war der Wirtschaftshistoriker Prof. Dr. Bruno Kuske, der 1908 an das Historische Archiv der Stadt Köln berufen worden war und in den Jahren 1931-32 als Rektor der Kölner Universität amtierte. Zusammen mit Bruno Kuske sollte Wilhelm Ewald im Jahre 1925 in Köln die große "Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande" planen und durchführen. Kuske schrieb am 24. Juli 1908 in das Gästebuch der Familie Ewald die launigen Worte:
"Ewalds, die Kinder, die Hühner, die Enten,
die Schnecken, die Asseln, Ali, der Salat,
die Gurken, Kresse, Kurköln, Kurtrier, Mittelalter
Gemäuer, Restauration (nicht 'Kneipe', nicht Bodo Ebhardt),
viel Weinstöcke, Naturreiner, Gezuckerter Trester,
Flaschen, der Fluß, der Kahn, Pöppinghaus,
das Lesezimmer, die Mädels, der Bleidenberg, viel Sonne,
viel Bäume, Ruhe, viel Schönheit:
Das ist Thurant!"
Dr. Bruno Hirschfeld, der spätere Direktor des Koblenzer Staatsarchivs (heute Landeshauptarchiv), und Dr. Felix Hauptmann, Professor für Rechtswissenschaften an der Universität Bonn, der sich mit dem juristischen Hintergrund des Wappenwesens beschäftigte, waren immer wieder Gäste auf der Burg. Pater Ildefons Herwegen kam im Oktober 1909. Seine Wahl zum Abt von Maria Laach stand noch bevor. Er wird von 1933-1934 den von den Nationalsozialisten abgesetzten und verfolgten Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer in Maria Laach aufnehmen. Mit Ildefons Herwegen kam ebenfalls aus Maria Laach der junge Benediktinerpater Adalbert Schippers, der später durch Kunsthistorische Forschungen zur Geschichte von Maria Laach hervortreten wird. Und es kamen immer wieder katholische Geistliche


[Rheinische Heimatpflege - 47. Jahrgang - 2/2010, Seite 118:]

[Abb.11: Josef Kohlschein d.J., Ansicht von Kapelle und Wohnbau, Skizze im Gästebuch, datiert "16.11.1910"]

aus dem Kölner Umfeld auf die Burg, so Kaplan Hubert Schmitz, der am 10.8.1909 als "Burgkaplan" unterzeichnete, Mathieu Debosse, Kaplan in Zell an der Mosel sowie Dr. Josef Stoffels, der spätere Kölner Weihbischof. Er war 1909 zum Repetenten (Tutor) am Collegium Albertinum in Bonn, dem Konvikt des Erzbistums Köln für Theologiestudenten, ernannt worden. Unter den vielen Gästen auf der Burg war auch der Maler Josef Kohlschein der Jüngere (1884-1958), ein "deutscher Impressionist", der zur Düsseldorfer Malerschule gehörte. Er liebte das Malen im Freien und war zur damaligen Zeit bereits durch viele Darstellungen rheinischer Landschaften bekannt geworden. Von ihm haben sich zahlreiche Aquarelle und Bleistiftzeichnungen von Burg Thurant und Umgebung erhalten. Zu seinen bekannten Werken gehört im Haus der Bezirksregierung in Düsseldorf die Ausschmückung des Saales des Bezirksausschusses (heute Raum 148, "Alfred-Gaertner-Saal) , den er 1911 mit "sieben lichterfüllten impressionistischen Wandgemälden" schmückte. Wilhelm Ewald nutzte seine Thuranter Zeit hauptsächlich für die Siegelforschung. Die wissenschaftliche Auswertung des von ihm in deutschen und ausländischen Archiven gesammelten Materials geschah weitgehend in den Jahren seines Aufenthaltes auf Burg Thurant. Hier erarbeitete er offenbar auch seinen stattlichen, 1911 veröffentlichten Aufsatz "Siegelmissbrauch und Siegelfälschung im Mittelalter, untersucht an den Urkunden der Erzbischöfe von Trier bis zum Jahre 1212." Denn am 10. April 1910 schrieb Dr. Josef Stoffels in Ewalds Gästebuch:
"Burg Thurant!
Wer gesündigt an den Siegeln
Hinter Deinen schweren Riegeln
wird's erkannt."
Wenn auch die Publikation der Corpusbände "Rheinische Siegel" ab Band 2 in größeren Zeitabständen erfolgte - Ewalds Arbeit hieran wurde durch die Einrichtung von zwei Museen und durch zwei Weltkriege unterbrochen - so basieren auch diese Veröffentlichungen auf Ewalds (Vor-)Arbeiten während seiner Zeit als Privatgelehrter auf Burg Thurant.
In diesem Zusammenhang ist noch besonders Ewalds 1914 erschienene "Siegelkunde" zu erwähnen, ein heute noch gültiges, europaweit anerkanntes Standardwerk der Siegelforschung. Auch dieses Handbuch beruht im wesentlichen auf Ewalds Arbeit während seiner Zeit auf Burg Thurant. In seinem Vorwort zur ersten Auflage erwähnt Ewald Prof. Dr. Hauptmann und die Maler-Brüder Hans und Josef Kohlschein, die für seine "Siegelkunde" Zeichnungen angefertigt hatten. - Deren Namen, Aquarelle und Federzeichnungen schmückten auch das Gästebuch der Familie Ewald in den Jahren, die sie auf Burg Thurant verbrachte.
Die Museen, die Ewald in Neuss und in Köln einrichtete, wurden im Krieg zerstört. Erhalten aber blieb Ewalds wissenschaftlicher Nachlass, so die große Sammlung von Siegelabdrücken, die er zusammengetragen hat. Sie befindet sich heute als "Siegelsammlung Ewald" im Historischen Archiv des Erzbistums Köln, in einem Findbuch wissenschaftlich

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