Alken

Alte Dorfschule in Alken

Die "alte Dorfschule" in der Alkener Oberstraße 10 wurde wahrscheinlich 1817 als zweite Schule gegenüber dem "alten Pfarrhauses" in Alken als Fachwerkhaus auf einem massiven Sockel errichtet. Vermutlich waren die Räume in dem zuerst genutzten Gebäude (Von Wiltbergstr.10) zu klein geworden.[1]
Im Schulgebäude in der heutigen Oberstraße 10 wohnten zunächst die Lehrer im 1. Stock, während sich unten der Schulsaal (gleichzeitig auch Gemeindesaal) befand.[2]
Ebenso befand sich hier der so genannte "Backes", wo der von Alkenern zubereitete Brotteig abgebacken werden konnte. Nach einem Brand 1849 wurde das Backhaus allerdings nicht wieder aufgebaut. Nach dem Brand und dem Wiederaufbau wurde die Lehrerwohnung ins Erdgeschoss verlegt, während der Schulsaal im 1. Stock eingerichtet wurde.
Im unteren Teil links neben dem Eingang befand sich das Spritzenhaus der Feuerwehr. Bis zum Umbau 2004 konnte man anhand von Rissen im Putz noch das alte Tor erkennen.
Ursprünglich waren Wasserbehälter aus Messing oder Kupfer mit Schwengelpumpe im Einsatz. Auch gab es Löscheimer aus Leder und Schläuche aus Hanf. Die Schwengelpumpe war auf einer Leiterkarre befestigt, die vom Pferd oder Ochsen gezogen wurde. Die Einsatzzeit der Feuerwehr war also abhängig von der Laune des Ochsens. Auch beim Brand der Wiltburg im Jahr 1889 war dieses Equipment im Einsatz.

In der Alkener Schulchronik notierte Lehrer Johann Gerlach, dass er von 1886-1906 über 100 Kinder gleichzeitig in einer Klasse unterrichtete.[3] Dazu zählten wohl auch Schüler der 1893 eingerichteten "Ländlichen Fortbildungsschule".
Die Lehrperson war anders als heute als große Autorität anzusehen. Die Züchtigung der Kinder erfolgte durch dünne Stöcke, die sie selbst im Wald schneiden mussten. Heinrich Strunk erinnerte sich, die Stöcke eingekerbt zu haben. Durch die Einlage von festem Karton in der Hose am Gesäß, flogen dann die Stöcke in Fetzen. Als Alternative wurde dann auf die Finger geschlagen, die auf dem Tisch ausgestreckt vorgezeigt werden mussten.[4]
Wie der Begriff "Schulbank drücken" schon aussagt, gab es keine Stühle, sondern Holzbänke für mehrere Schüler. Nicht nur das Schulmobiliar wurde auf Kindergröße angepasst - noch heute ist die Eichentreppe erhalten, auf der nur Kinderfüße stolperfrei laufen können. Auch die ausgetretenen Basaltplatten im Flur erinnern an viele, viele lernwütige Füße.
Geschrieben wurde mit Kreide auf Schiefertäfelchen. Als im Zweiten Weltkrieg die Kreide ausging, behalf man sich mit Einritzen durch Nägel. Später bekamen die Größeren den "Griffel", ein Federgriff in den die Tinte aus dem Fäßchen eingefüllt wurde.[5]

Im Frühjahr 1914 sollte eine Waschküche und neue Aborte (Plumpsklo) gebaut werden.  Durch den Ausbruch des Krieges wurde die Ausführung des Bauvorhabens jedoch verhindert.[6]
Erst Ende 1921 erhielten der Schulsaal und die Lehrerwohnung endlich elektrisches Licht, 1929 bekam die Schule einen von der Regierung gestellten Radioapparat und 1931 schließlich einen neuen Herd für die Lehrerwohnung.[7]
Unterrichtet wurde hier bis 1937 bis zum Umzug in die neue Schule, in dem heute die Gemeindeverwaltung untergebracht ist (Schulstraße 1).

Das nun in Privatbesitz befindliche und unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 2004 renoviert.[8] Ursprünglich als Putzbau gedacht, wurde letztlich das Nadelholz-Fachwerk freigelegt. So hat das Gebäude nun zweifelsfrei ein romantisches Antlitz, doch durch die falsche Art der Fachwerkinstandsetzung ist es nun nach 200 Jahren der Fäulnis preis gegeben.


Anmerkungen:

[1] Vgl. Josef Schnee: Chronik von Alken/Mosel. Alken 2003, S.263.- Philipp de Lorenzi: Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diöcese Trier. I. Regierungsbezirk Trier. Trier 1887, S.362 (www.dilibri.de/ubtr/content/titleinfo/31396) erwähnt eine Visition von 1785 mit dem Ergebnis: "Das Schulwesen befand sich in guter Ordnung, das Schulgebäude war aber zu eng."
[2] Vgl. Schnee (wie Anm.1), S.265.
[3] Vgl. Schnee (wie Anm.1), S.268. Gerlach war von 1886 bis 1929 Lehrer in Alken, ebda, S.286.
[4] Mündliche Überlieferung durch Heinrich Strunk (1927-1999) gegenüber seinem Enkel Holger Simonis, ca. 1997.
[5] Ebda.
[6] Vgl. Schnee (wie Anm.1), S.266.
[7] Vgl. Schnee (wie Anm.1), S.270.
[8] Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler: Kreis Mayen-Koblenz. Koblenz 2013, S.3 <http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Mayen-Koblenz.pdf> [Abruf 19.2.2013].

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