Alken
Burg Thurant - Baumaßnahmen im 19. und frühen 20. Jahrhundert
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- Erstellt: Sonntag, 22. Januar 2012 18:12
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Burg Thurant an der Mosel.
Baumaßnahmen und Pläne zum Wiederaufbau im 19. und frühen 20. Jahrhundert
von Paul-Georg Custodis
[aus: Rheinische Heimatpflege - 47. Jahrgang - 2/2010, S.111-121; mit freundlicher Genehmigung des Autors]
[Aufsatz als PDF-Datei zum Herunterladen, 2,6 MB]
[Rheinische Heimatpflege - 47. Jahrgang - 2/2010, Seite 111:]
[Abb.1: Aus dem Gästebuch der Familie Ewald: Blick auf Burg Thurant und die Ruine der ehem. Wallfahrtskirche auf dem Bleidenberg bei Oberfell/Mosel]
"Dem Burgherrn zu Thurant in freundlicher Erinnerung an gebotene Gastfreundschaft fürs Hausbuch gezeichnet am 26./27. Januar 1908". So bedanken sich ein W. A. Schmidt aus Koblenz und Dr. Bruno Hirschfeld, der spätere Leiter des Staatsarchivs Koblenz, bei Dr. Wilhelm Ewald in dessen Gästebuch. Denn diese Burg am Unter-
[Rheinische Heimatpflege - 47. Jahrgang - 2/2010, Seite 112:]
lauf der Mosel, oberhalb des kleinen Ortes Alken, die sich heute in einer Mischung aus Ruine und neuen Wohnbauten aus den Jahren zwischen dem späten 19. Jh. und den dreißiger Jahren des 20. Jh. präsentiert, war in den Jahren 1906-1911 Wohnsitz des Historikers und späteren Museumsdirektors Prof. Dr. Wilhelm Ewald. Ewald und dessen Schwager Dr. Theodor von Laufenberg, der von 1906-1911 Eigentümer der Burg war, setzten den Wiederaufbau von Thurant, der bereits in den achtziger Jahren des 19. Jh. begonnen worden war, mit entscheidenden Baumaßnahmen fort.
Hoch über der Mosel auf einem nach drei Seiten abfallenden, lang gestreckten Bergsporn hatte um 1200 Pfalzgraf Heinrich, genannt "der Lange", Sohn Heinrichs des Löwen und Bruder des deutschen Kaisers Ottos IV., eine Burganlage errichtet. Sie sollte der Sicherung welfischer Interessen an der Mosel dienen und erhielt ihren ungewöhnlichen Namen nach der Syrerfestung Turon bei Akkon, die Pfalzgraf Heinrich im dritten Kreuzzug im Jahre 1197 vergeblich belagert hatte. Nach der Eroberung von Burg Thurant durch den Trierer Erzbischof Arnold von Isenburg und den Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden in den Jahren 1246-1248 wurde die zwischen beiden Herren geteilte Burg mit den Orten Alken, Oberfell und Kattenes Kondominat der beiden geistlichen Landesherren und je zur Hälfte Sitz eines trierischen und eines kölnischen Amtmannes. Gemeinschaftlich wurden die beiden Bergfriede und eine den ganzen Bering umgebende Ringmauer errichtet. Aus dieser Bauepoche datieren die umfangreichen Reste der mittelalterlichen Gebäude. Eine heute noch in wesentlichen Teilen erhaltene Mauer teilte die Burg in einen Kölner Teil (nach Norden) und einen Trierer Teil (nach Süden), wo sich der heutige Zugang für die Öffentlichkeit befindet.
Seit 1495 waren die Herren von Wiltberg Lehensnehmer von Thurant. Sie nutzten die bereits 1542 als baufällig bezeichnete Burg als Steinbruch, um mit diesem Material ihren neuen "Wiltberger Hof" im Ort Alken auszubauen. Die Zerstörungen im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges von 1689 durch französische Truppen und später noch durch napoleonische Soldaten ließen die Burg endgültig zur Ruine werden. Nur die beiden Bergfriede und die Umfassungsmauern blieben erhalten. In diesem Ruinenzustand blieb die Burg nun viele Jahrzehnte. So dokumentierte 1831 der Maler und Zeichner Carl Bodmer. Der gebürtige Schweizer Carl Bodmer, geboren 1809 in Zürich und gestorben 1893 in Paris, stellte in annähernd 60 Blättern Städte und Dörfer an Rhein und Mosel dar und nahm auch eine Ansicht von Alken mit Burg Thurant darin auf. Diese Bilder erschienen 1841, nun als Stahlstiche umgesetzt, im Tafelwerk "Die Mosel und ihre nächsten Umgebungen von Metz bis Coblenz historisch-topographisch" beim Verlag Hölscher in Koblenz.
Neben seiner Tätigkeit als Zeichner, Maler und Illustrator gewann Bodmer eine besondere Bedeutung für die Ethnologie durch seine Teilnahme an den Nordamerika-Exkursionen des Prinzen Maximilian