Alken

Die Dunkelsmühle im Alkener Bachtal

(auch genannt "Haus Mühlenruh", "Thuranter Mühle" oder "ahle Mill")
Interview mit Hermann-Josef Herold 2012, aufgeschrieben von Holger Simonis

An zahlreichen Bächen der Untermosel findet man heute einfühlsam renovierte Bruchsteinhäuser, die damals als Öl- oder Getreidemühlen fungierten. So auch hier in Alken.

Mühlengebäude vor 1910   Ansicht von Süden, bachabwärts
Mühlengebäude vor 1910   Ansicht von Süden, bachabwärts

An einer breiten Stelle im Bachtal, außerhalb des Ortes und direkt unterhalb der Burg Thurant wurden einst die schweren Mühlsteine mit Wasserkraft angetrieben. Die Mühle wurde auf demselben Felssporn gebaut auf dem 150m waldaufwärts der Trierer Turm der Burg steht. Das Baujahr der Mühle ist nicht bekannt. Ein alter Mühlstein, an den sich der letzte Bewohner erinnert, trug das Jahr 1813. Die Kellergewölbe, nun von eingestürzten Mauern bedeckt, könnten aber viel älter sein. Nach Erzählungen wurde das Gebäude von Lorenz Dunkel zur Jahrhundertwende im 18.Jh. errichtet (Spätbarock) und bekam so den Namen "Dunkelsmühle". Damals lief der Bach hinter dem Haus entlang.
Einzig eine Rinne trieb das vor dem Haus am Weg gelegene eiserne Mühlrad an. Das Rad hatte einen Durchmesser von ca. 6 Metern. Den älteren Alkenern ist es noch ein ausgedientes Bruchstück in Erinnerung geblieben, das nach der Stilllegung zugeschüttet wurde. Viele kennen noch die Eisenteile, die wir beim Spielen im Bach vor der Mühlenruine fanden. (Formulierung?) Ein letztes Radfragment wurde 2013 freigespült, konserviert und hier(?) vor Ort ausgestellt. Der Wellbaum des Mühlrades ( Achse) war aus Eiche, er führte durch die quadratische Öffnung oberhalb der Wassersohle in den Keller zur Mühlmechanik. Die großen Umlenkräder waren aus Holz und wurden durch Riemen oder Zapfen weitergetrieben- auch eine Kreissäge wurde somit in Gang gesetzt. Im Winter musste das Rad immer vom Eis befreit werden um ein Stocken der Mechanik zu verhindern. Im 19. Jahrhundert gelangte die Mühle in den Besitz der Familie Schunk.
Martin Schunk, der Urgroßvater von Hermann-Josef Herold, starb 1905. Nach der Stillegung der Mühle verließ 1923 der letzte Sack Alkener Mehl die mächtige Mechanik des Mahlwerks. 1926 starb die "Müllerin" Anna Schunk geb. Görgen, die Urgroßmutter von HJ Herold.
Aus dieser Zeit stammt auch der im Amtlichen Wasserbuch enthaltene Eintrag:
"Für die Witwe Martin Schunk, Mühlenbesitzerin aus Alken Kreis St. Goar, wird auf Ihren Antrag das aufgrund von langjähriger Rechtsausübung in Anspruch genommene, durch Bescheinigung des Bürgermeisters von Brodenbach vom 17.März 1922 –auf die verwiesen wird- glaubhaft gemachte Recht eingetragen: Den Alkener Bach, nach Maßgabe der dem Antrag beigefügten Zeichnung vom 23. März 1921, nebst Beschreibung vom gleichen Datum, auf die Bezug genommen wird, zwischen den Parzellen Nr.481 und Nr.484 Gemeinde Alken Flur 5 durch ein Wehr zu stauen, das Wasser bei Parzelle 484 am Wehr durch einen offenen Obergraben abzuleiten, auf Parzelle Gemarkung Alken Flur 5 Nr. 485 zum Antriebe des Wasserrades einer Mahlmühle zu benutzen und bei genannter Parzelle 485 dem Mutterbach wieder zuzuleiten.
Coblenz, den 17. August 1922 / Der Vorsitzende des Bezirksausschusses (Wasserbuchbehörde) / in Vertretung gez. Kruber Reg. Obersekretär"
Die dazugehörenden Urkunden und Planunterlagen sind in der Separatistenzeit der "Rheinischen Republik" 1923 verlorengegangenen.

Mühlengebäude von Alken kommend, in den 1920er Jahren
Mühlengebäude von Alken kommend, in den 1920er Jahren

Nach dem Umbau zum Wohnhaus 1923 betrieb Herr Classen als Untermieter eine Pension bis 1932. Aus dieser Zeit stammt die Aufschrift " Haus Mühlenruh". Ein modernes, gläsernes Vordach wurde am Hauseingang angebracht unter dem so manche Flasche Wein "verdunstete".
Von 1932 bis 1947 wohnte Anton Bingener als Mieter im Haus. Seit November 1940 wohnte auch Hermann-Josef Herold mit seinen Eltern in der Mühle. Auch er kann sich nur an Fragmente des eisernen Mühlrades erinnern. Doch auf dem Dachboden lagen immer noch Riemen und Speichen des einstigen Mühlwerkes.
Hinter der Mühle befand sich ein sehr großer, gepflegter Garten mit einem runden Springbrunnen. Im Hang wurde ein Weinberg bewirtschaftet. Obwohl der Burgberg mit Burg Thurant schon früh am Tag die Sonne hindert in das Bachtal zu scheinen, war der Weinberg der Mühle - nach Süden gerichtet- durchaus nutzbar. Bei den Luftangriffen auf Koblenz (1944 nach der Weinlese) wurde von deutscher Flak ein viermotoriger, amerikanischer Bomber getroffen, der nicht weit von der Mühle im Alkener Bachtal abstürzte. Die Besatzung konnte sich vorher retten. Die völlig zerstörte Militärmaschine wurde von Schrotthändlern so hoch auf LKW geladen, dass sie nicht durch das Stadttor bei der Wiltburg passten. Noch heute findet man Überreste.

Im März 1945 wurde die Burg Thurant unter amerikanischen Beschuss genommen. Beim "Einschießen" fielen einige Phosphor- und Splittergranaten in die Scheune der Mühle , wobei Hermann-Josef Herold am Bein verwundet wurde. Reste der Granaten versenkte seine Tante vorsichtshalber im Bach. Als die Frontlinie sich an der Mosel befand, suchten ca. 80 Menschen Zuflucht im Bachtal. Nach 2-tägigem Schusswechsel wurde Alken von den Amerikanern besetzt. Die 6.SS Gebirgsjägerdivision versuchte, mit Schützen auf dem Bleidenberg, das Vorrücken zur Bachstrasse zu verhindern. In der Küche der alten Mühle wurde von SS-Hauptsturmführer und Ritterkreuzträger Günther Degen und seinem Adjutant notdürftig ein Gefechtsstand eingerichtet. Für ihn war es die letzte Nacht in einer Behausung. Mit nur 28 Jahren starb Degen bei den Gefechten um Pfaffenheck am 16. März 1945.

Die große Unwetterkatastrophe im Alkener Bachtal im Juni 1961
Quelle: Ortschronik Alken
Im Juni 1961 wurde unsere Gegend, besonders Alken, von einem schweren Unwetter heimgesucht, einer bis dahin in allen Vorjahren noch nicht geschehenen Naturkatastrophe. Ausführlich berichtet Hermann Josef Herold, der mit seinen Eltern Opfer dieses Unheils war, über diesen Hergang:
Bereits am Nachmittag des Fronleichnamfestes begann ein Dauerregen, der schnell an Stärke mehr und mehr zunahm. Gewaltige Regengüsse rauschten hernieder. Das Bachbett konnte die Wassermassen nicht mehr fassen. Im Bereich der Mühle der Familie Wilhelm Herold im Alkener Bachtal bahnte sich ein Unheil an. Schon Nachmittags drang das Wasser durch den Hausflur in die Küche. Die Familie Herold errichtete mit Unterstützung der freiwilligen Feuerwehr quer durch den Hof einen Damm aus Stalldünger (Mist), so dass das Haus wieder frei wurde. Doch im Hof bildete sich schon schnell ein See von ca. 1m Höhe. Die Feuerwehrleute Clemens Rischard, Mathias Esch, Hermann Lenartz, Franz Lenartz, Ewald Krämer sowie der damalige Ortsbürgermeister Erich Malewski und Rudolf Mahsen blieben zur Sicherheit in der Küche des Wohnhauses (Es war die Nacht zwischen dem 2.u.3. Juni). Plötzlich, um ca. 1.30 Uhr, vernahm man einen blitzartigen Schlag. Das Haus schwankte. Die Regenmassen hatten den angrenzenden Berg unterspült, so dass der Berghang sich loslöste. Sogleich stiegen die Wassermassen gewaltig an. Hofgebäude wurden von Geröll- und Wassermassen erfasst und zerstört. Noch gelang es den Anwesenden zu flüchten, bis auf die Familie Herold, die sich ins Obergeschoß des Hauses begab. Bei dieser Katastrophe blieb die Feuerwehr hilflos. Wer noch Rettung bringen konnte, waren die in Koblenz-Metternich stationierten Pioniere, die man auch sogleich um Hilfe anforderte. Mit ihren schweren LKW kämpften sie sich durch die überflutete Bachstraße, setzten Schlauchboote aus und konnten somit die Familie Herold und das Vieh retten. Der Einsatz wurde von Hauptmann Kleine, Hauptfeldwebel Schell und Unteroffizier Heller geleitet. Eine Raupe der Firma Schnorpfeil (der Steinbruch oberhalb der Mühle) hob vor dem Wohnhaus einen Graben aus, so dass das Wasser wieder vor dem Gebäude abfloss und der See sich langsam zurückbildete.
Doch war das Haus mit allen Stallungen und Hofgebäuden völlig zerstört und somit auch unbewohnbar bzw. unbenutzbar.
Die Familie Herold bezog sodann ihr im Ort gelegenes Anwesen der Eltern.
Durch diesen Katastropheneinsatz entstand auch die erste Verbindung zur 3. Kompanie des ehemaligen schweren Pionierbattalion 320 in Koblenz-Metternich.

Von Hecken und Sträuchern umwuchert, ist die Ruine dieser einst landwirtschaftlichen genutzten Mühle noch heute ersichtlich.

Inzwischen erläutert eine Tafel die Geschichte dieses Gebäudes und im Winter 2022/23 schaut eine "beleuchtete" Müllerin aus dem Fenster im oberen Stock des Hauses.

Alken, Dunkelsmühle. Foto: Rolf Rittel
Alken, Dunkelsmühle, Dez. 2022. Fotograf: Rolf Rittel