Alken

Das Moosemann-Fest in Alken

Im Gedenken an die Belagerung und letztendliche Eroberung der Burg Thurant durch die Erzbischöfe von Köln und Trier in den Jahren 1247 bis 1248 findet in Alken jährlich am dritten Fastensonntag im Februar bzw. März das so genannte "Moosemann-Fest" statt.[1]

Das Fest erinnert einer Begebenheit, die sich bei der Belagerung zugetragen haben soll[2]: Während der Belagerung versuchte Burgvogt Berlewin Zurno[3] einen Boten zum Pfalzgraf Otto II. von Heidelberg, dem Herrn von Thurant und Alken, zu schicken. Um einen Boten durch den Belagerungsring zu senden, hüllte man angeblich den Junker Emmerich von Leiningen[4] in einen Moosballen (daher der Name "Moosemann") und ließ ihn am steilen Nordhang der Burg ins Bachtal hinab rollen. Unten angekommen, befreite er sich aus dem Ballen und unter dem Schutze der Nacht und des Waldes entkam er nach Heidelberg. Als die Trierer den Moosballen entdeckten, schlugen und stachen sie vergeblich mit ihren Piken in den Ballen. In Heidelberg stellten Pfalzgraf Otto und die oberrheinischen Edlen ein Entsatzheer zusammen, das jedoch nicht bis Alken vordringen konnte, da es schon vorher von Truppen des Kölner Erzbischofs von Konrad v. Hochstaden zurück geschlagen wurde. Zur Erinnerung an diese sagenhafte Tat des Junkers Emmerich wird in Alken seit Anfang des 19. Jahrhunderts das "Moosemannfest" gefeiert[5].

Moosemannfest 1929. Quelle: IHA-Best10-FA02-093
Moosemannfest 1929, Zug neben dem "Zollturm".
Quelle: IHA-Best10-FA02-093 / Foto: unbekannt
Moosemannfest, 3.3.2013, IHA-Best03-20130303_DSC04688 / Foto: Oliver Sander
Moosemannfest, Zug vor der Fallerport, 3. März 2013.
Quelle: IHA-Best03-20130303_DSC04688 / Foto: Oliver Sander

Derzeit wird das - seit 1984 durch die "Heimatfreunden Alken e.V."[6] ausgerichtete - Fest wie folgt begangen:
Ein mit bunten Bändern geschmückter Tannenbaum wird auf eine Bahre befestigt. Auf dieser Bahre unter dem Baum verbirgt sich ein kleiner, in Moos gehüllter Junge. Während früher gleich nach dem Hochamt (der Sonntagsmesse) dieser Baum von vier älteren Jungen durch den Ort zu dem zuletzt in der Pfarrkirche getrauten Ehepaar getragen wurde, gestaltet sich dieses Ereignis heute zu einem ganztägigen Ortsfest.
Die Moselstraße zeigt sich schon am frühen Morgen in einem festlichen Bild mit Ständen für Speisen, Getränke, Kaffee und Kuchen. Neben einer Nachbildung der Burg Thurant wird der geschmückte Moosemannsbaum präsentiert. Um 14 Uhr beginnt der eigentliche Festakt. Nach Begrüßung der Gäste verliest ein Burgritter - standesgemäß hoch zu Ross - die "Moosemann-Geschichte". Anschließend werden an alle Kinder so genannt "Weinbergspfähle" verteilt, also lange, angespitzte Holzstangen, die von Winzern neben die Reben als Rankhilfe in den Boden gerammt werden. Diese Weinbergspfähle sollen die Piken und Speere symbolisieren, mit denen die Belagerer den verlassenen Moosballen durchsuchten. Vier Schüler des letzten Schuljahrgangs tragen Baum und "Junker Emmerich" in festlichem Zug durch Alken. Angeführt von einer Blaskapelle geht der Zug bis zu dem Haus desjenigen Paares, das im verflossenen Jahr als letztes geheiratet hat. Vor jenem Haus schlüpft der Moosemann - "unbemerkt" von allen - aus seinem Versteck. Die Kinder suchen ihn wie einst die Belagerer - natürlich vergeblich. Während die Musik ertönt, wird der buntbebänderte Baum von alt und jung geplündert. Das junge Ehepaar schließlich erhält alle Weinbergspfähle und teilt dafür Brezeln an die Kinder aus. Der Moosemann und die vier Träger erhalten je eine große Brezel.
Nach dem Umzug sind die Tore der Burg Thurant zur kostenlosen Besichtigung geöffnet, um den Festgästen einen Einblick in die historische Kulisse zu gewähren. Auch die "Alte St. Michaelskirche" und das historische Stadttor "Fallerport" mit dem "Dorfmodell" sind an diesem Nachmittag geöffnet.


Anmerkungen:

[1] Zum Moosemann-Fest vgl. Josef Schnee: Chronik von Alken/Mosel. Alken 2003, S.190-197 (u.a. mit vielen Abbildungen; Text online: http://moosemann.de/).- Wilfried Rindsfüßer: Geschichte des Alkener Moosemannfestes, in: Heimat-Jahrbuch 1985. Landkreis Mayen-Koblenz. Hrsg. von der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz. Koblenz 1984, S.149-151.
[2] Interessanterweise findet sich in der Sage über den "gewippten Ritter", die auch während der Belagerung spielt, kein Hinweis auf Junker Emmerich oder den "Moosemann", vgl. "Der gewippte Ritter, in: Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1-2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 152-154, vgl. www.historisches-alken.de/alken/45-geschichte-der-burg-thurant/132-gewippter-ritter.
[3] Kurt Andermann: Der pfalzgräfliche Marschall Berlewin Zurno. Versuch einer Würdigung, in: Alzeyer Geschichtsblätter Bd. 18 (1983) S. 71-98.
[4] Eine solche historische Figur ist bisher nicht nachweisbar. Vermutlich handelt es sich um Emich IV. von Leiningen (* um 1215-1281), der im Juli 1248 mit Zurno einen Vertrag über Lebensmittellieferungen für die belagerte Burg Thurant abschloß, vgl. Andermann (wie Anm.3), S.87 unter Bezug auf "Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Band 3 Vom Jahre 1212 bis 1260 / aus d. Quellen hrsg. von Heinrich Beyer / von Leopold Eltester und Adam Goerz. Koblenz 1874, S.718 unter Nr.959 (vgl. www.dilibri.de/rlb/content/pageview/118601). Emich wurde 1248 von Pfalzgraf Otto II. als Burgmann auf der Burg Winzingen bei Neustadt an der Weinstraße eingesetzt wurde; vgl. Landes- und Volkskunde der bayerischen Rheinpfalz. München 1867, S.656 (Separatabdruck der 2.Abt. des 4.Bandes der "Bavaria"). Zu Ernich IV. vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Emich_IV. [Abruf 19.2.2013].
[5] Vgl. Carolin Brühl: Moosemann macht Historie lebendig. Fest an der Untermosel jährt sich zum 762. Mal - Traditionspflege liegt den Alkener Heimatfreunden am Herzen, in: Rhein-Zeitung, Ausg. B0. - 65 (4.3.2010), 53, S.25. - Die nachfolgenden Ausführungen folgen Schnee (wie Anm.1), S.196.
[6] Heimatfreunde Alken e.V.: Das Moosemannfest, in: Moselkiesel, Band 2. Das Brauchtum Gestern und Heute in der Verbandsgemeinde Untermosel, hrsg. von der Verbandsgemeinde Untermosel. Kobern-Gondorf 1999, S.166-169.